German Public Radio
Menschen im Hotel
ein Hörspiel von Vicki Baum, SWF 1958
83 Min.
Regie: Heinz-Günter Stamm
Technische Realisierung: Fred Bürck, Marlies Kranz
Regieassistenz: Lothar Timm
Bearbeitung: Gerda Corbett
Musik: Raimund Rosenberger
Mit: Die Tänzerin Grusinskaja: Brigitte Horney
Otto Kringelein: Willy Maertens
Baron von Gaigern: Erik Schumann
Generaldirektor Preysing: Paul Dahlke
Flämmchen: Sekretärin
Agent Meierheim: Günter Pfitzmann
Suzanne: Zofe
Witte: Kapellmeister
Senft: Portier
Anna- Stubenmädchen: Dinah Hinz
Schurmann: Hausdiener
Chauffeur: Heinz Schimmelpfennig
Melitta Berg, Traute Rose, Eva Pflug, Helene Elcka, Paul Dättel, Robert Dietl, Ernst Sladeck, Hans Schlick, Alexander Malachovsky, Peter van Hamme
In der internationalen Atmosphäre eines Grandhotels lebt die russische Tänzerin Grusinskaja - bewundert und beneidet von aller Welt. Sie lässt niemanden etwas ahnen von ihrem inneren Konflikt, aus dem sie die plötzlich entflammte Liebe zu Baron von Gaigern noch einmal zu befreien scheint. Gaigern wiederum, auch ein Hotelgast, verbirgt hinter weltmännischem Auftreten eine dunkle Seite seiner Existenz. Da ist auch der Generaldirektor Preysing, dessen wohlgefüllte Brieftasche darüber hinwegtäuscht, dass er auf eine lebenswichtige Entscheidung zusteuert. Und da ist der alte Buchhalter Kringelein, der auf der Spur seines betrügerischen Chefs ist. All diese Schicksale verwickeln sich ineinander zu tragischen und komischen Ereignissen mit allen Schattierungen, die das Leben bereithält.
«Die Geschichte beginnt sehr unspektakulär. In einem Grand Hotel begegnen sich Menschen, die ein mehr oder weniger interessantes Schicksal haben. Das wirkt zunächst, wie eine einfache Seifenoper, erst als sich die Figuren begegnen, sie sich dadurch wandeln, wird es für den Hörer richtig interessant. Allerdings sorgt dieser Tiefgang nicht dafür, dass die Leichtigkeit der Erzählung hin zum Schweren kippt, es bleibt formal bei der einfachen, gängigen Darstellung.
Die Geschichte funktioniert im Hörspielformat, weil es von einem erstklassigen Ensemble dargestellt wird. Den vier Hauptakteuren gelingt es, ihre Figuren, deren starke Wandlungen und Neuorientierung gut und vor allem glaubwürdig zu verkörpern. Willy Maertens überzeugt diesbezüglich am deutlichsten, er drückt mit seinem Spiel dem Stück schon einen nachhaltigen Stempel auf.
Das Stück lebt hauptsächlich vom Text allein, es gibt ein paar eingestreute Musikuntermalungen, die selbst unter Berücksichtigung des Produktionsjahres, eher störend wirken, als es ihnen gelänge, Atmosphäre zu erzeugen. Das lässt das Stück etwas billiger wirken, als es das verdient hätte. Allerdings hält sich der Musikanteil - und damit auch der "Schaden" - in überschaubaren Grenzen.
"Menschen im Hotel" kann nicht nur in Buch und Film überzeugen, auch als Hörspiel überzeugt die Geschichte, nicht zuletzt aufgrund erstklassiger schauspielerischer Leistungen. »
Ursendung: 09.09.1958